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Sonntag, 22. Mai 2011

Estamos aprendiendo

Was so viel heisst wie, wir sind lernend. Diese zwei Wörter erleichterten mir den Einstieg in eine andere Kultur und alles, was dieser Wechsel mit sich birgt. Umgang mit sich selbst, den Mitmenschen, der Sprache, den Tieren, dem Glauben, dem Training im Sport und so weiter. Mittlerweile sehe ich es als meine Hauptaufgabe, ein lernendes Umfeld mitzugestalten. Was dieses Ziel für Arbeit hervorruft, werde ich in späteren Berichten erläutern. Der Anspruch lernend zu sein, ist nicht so einfach wie es auf den ersten Blick erscheint.

Ich stellte mir die Frage, was denn ein lernendes Kind, einen lernenden Mitarbeiter und einen lernenden Chef ausmacht. Ich kam auf drei Verben, die mich im Alltag begleiten:
  • Wollen:
    Man muss sich im Klaren sein, was man will. Hat man zum Beispiel den Traum Pilot zu werden, muss man bestimmte Bedingungen erfüllen, um diesem Traum näher zu kommen. Diese muss man kennen und erfüllen wollen. Wir können den Kids nicht fliegen beibringen, doch wir können das Feuer zünden, ihren Träumen nachzugen.
  • Sagen:
    Als nächstes ersehe ich es als entscheidend, sein Wollen auszusprechen und mit anderen zu teilen. Daraus entstehen Pläne und Ideen entwickeln sich. Sind wir fähig kleine Etappenziele zu definieren, auszuführen, zu kontrollieren und aufs neue festzulegen?
  • Machen:
    Was ist ein Mensch, der weiss, was er will, aber es nicht umsetzen kann? Für mich ist es ein Träumer. Ein Mensch, der weiss, was er will, es auch formulieren kann aber nicht macht, wird häufig als Schwätzer bezeichnet. Machen ist mit Arbeit verbunden, es ist messbar, es kann einen Menschen aufbauen, wenn etwas nach Plan funktioniert. Es kann aber auch demotivierend sein, wenn nichts, was man will und sagt klappt.
Das eingeführte Punktesystem ist ein Werkzeug, mit dem man einfach Anwesenheit, Verhalten, Sauberkeit und Einsatz kontrollieren und festhalten kann. Wir versuchen den Kindern mitzugeben wie der Weg des lernen sein kannn. Damit wir mit den Kindern arbeiten können, brauchen wir in erster Linie ihre Anwesenheit. Wir geben ihnen für die nächsten zwei Wochen kleine Ziele, die sie versuchen zu erfüllen. Eines ist zehn mal jonglieren mit dem Fussball. Ein weiteres ist das Erlernen der zehn Gebote. Das Glaubensleben in Honduras ist für mich sinnbildlich für den steinigen Weg vom Wollen überdas Sagen zum Machen.

Die zehn Gebote sind eine gute Richtschnur für den Umgang untereinander. Es macht ein wesentlicher Unterschied für die Kinder, ob wir von den zehn Geboten von Gott reden oder den zehn Regeln von Thomas. Nicht lügen und stehlen sind zwei Gebote mit dem sich viele Menschen in Honduras schwer tun. Wir staunten nicht schlecht als der Pastor in einer Predigt das Lügen als in dieser Kultur “normal” bezeichnete. Es sagte aber auch, dass das nicht Gottes Werten entspricht.

In all diesen Bereichen, wo lernen möglich ist, muss ich aufpassen, dass ich mein Umfeld und mich selber nicht überfordere, denn der Übergang von fordern und überfordern ist fliessend.

Viele Träume
Thomas

Freitag, 13. Mai 2011

Punktesystem

Am Montag führten wir ein neues Punktesystem ein. Es ist ein ähnliches System, mit dem ich in meiner Zeit im Therapiezentrum im Massnahmenvollzug gearbeitet habe. Wir bewerten die Kinder täglich auf einer Skala von eins bis fünf in vier Bereichen: Pünktlichkeit, Sauberkeit, Verhalten und Arbeitsbereitschaft. Nach 14Tagen wird abgerechnet. Das Ziel ist eine definierte Punktzahl.
    Der zweite Tag ist vorbei und ich bin überrascht, wie positiv die Kinder auf das Punktesystem reagieren. Denn die Gewinne ( “Premios” ) sind bescheiden. Es gibt vier Nivele, die ein Kind erreichen kann. Ein Nivel beinhaltet fast “nur” geschenkte Zeit zum Erlernen spezieler Dinge wie Reiten, Computerarbeit, Backen oder Musikunterricht.
    Mit grossen Augen starren mich die Kinder an, als ich ihnen vorrechne, wie viel sie verdienen können. Neben der geschenkten Zeit stolze 26 Lempiras in zwei Wochen. Diese können sie bei mir anlegen für etwas Grösseres oder in heiss geliebter Schleckware beziehen.
    Unsere Mitarbeiter verdienen 200 Lempiras im Tag, das enspricht dem hiesigen Mindestlohn von 10 Franken. Trotz diesem Mindestslohn, gibt es viele Patrone, die weit weniger bezahlen, denn die Arbeitslosigkeit ist sehr gross. Die Kinder arbeiten pro Tag zirka eine Stunde, in zwei Wochen also 8 Stunden und ich sehe sie als Lehrlinge. Ich bin erstaunt, als nur geringe Gegenwehr auf diesen Betrag kommt. Diesen wenigen Jungs kann ich erklären, dass sie alle ein Dach über dem Kopf haben, Essen, Kleider und vieles mehr bekommen.
Ich bin guten Mutes, dass wir es schaffen:
  • die Kinder zu beobachten und fair zu bewerten
  • dass die Jungs weiterhin so motiviert sind
  • dass uns weitere “Premios” einfallen

Liebe Grüsse

Thomas

PS. Kommentare sind erwünscht und zeigen mir, dass auch jemand gelesen hat, was ich schreibe.